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Beschreibung Hausnummer 70
Beschreibung Hausnummer 72
Lebensbeschreibung von Josef Schatz

Aufzeichnungen von Josef Schatz (1842 - 1929)
aus dem Jahr 1927
Originalwortlaut

Haus Nr. 72
Diese fortlaufenden Nummern von 64 − 72 sind im Dornach gelegen und weisen einen viel größeren Besitz…. auf als in anderen Gemeindegebieten. Was deren Ursache ist, ist rätselhaft. Ich glaube nicht, dass es im Dornach schlechter zu leben ist als mitten im Dorf.
Ich habe hier in dem Haus Nr. 72 vor 82 Jahren das Licht der Welt erblickt und viel Leid und Freud in dieser Zeit erlebt. Wäre mir aber nie eingefallen mich anderswo hinzuwünschen. Dies beweist der Aufenthalt von mir und meinen Stammeltern und möchte daher von meinen Vorfahren und speziell von meiner Wenigkeit eine kurze Chronik von der Familie Schatz anführen:
Beweist schon die rot eingeschriebene Hausnummer, dass es vom
Schatz′schen Stamm bewohnt wurde.
Ungefähr im Jahre 1820 war der erste, Mathias Schatz, er stammte aus Ötztal (Ötzer Berg). Hat sich hier ansässig gemacht und dieses Sägewerk mit kleiner Wohnung angekauft. Er war ein Sägemüller und ein Zimmermann. Er hielt sich weiters in Bayern auf und arbeitete wo er Arbeit fand. Er hat sich dann auch in Bayern verehelicht. Er hatte in Grafing eine gewisse Anna Pichler, eine Schwester des Tischlermeisters Thomas Pichler, geheiratet. Da Matthias Schatz kein Haus besaß, blieb sein neues Weib als Wirtschafterin bei ihrem Bruder. Da derselbe Witwer war und ein großes Geschäft hatte, da blieb sie einige Jahre, wo sie dann auch ihre Kinder dort gut versorgen konnte. Es waren schon 5 zur Welt gekommen. Es waren der erste, ein Sohn Thomas, dann Anna, Brigitta, Josefa und Kreszenz.
Der Vater hielt sich nur in nächster Umgebung auf. Die Pflichten als Nährvater seiner Familie gegenüber waren mangelhaft, jedoch war er für seine eigene Person besser besorgt. Dies ging lange so fort bis die Kinder schon etwas größer waren. Die waren ja gut bei ihrem Onkel aufgehoben und erzogen.

Der Vater hatte dann in Erfahrung gebracht, dass in Tirol in Inzing ein Sägewerk zu verkaufen wäre und hat dieses dann wirklich gekauft und ist nach Inzing übersiedelt. Nach ein paar Jahren hat er auch seine Familie zu sich genommen, welche von ihrer früheren Heimat in Bayern ins Tirol nach Inzing einen schlechten Tausch gemacht haben. Der Sohn Thomas blieb aber bei seinem Onkel in Grafing wo er die Volksschule dort mit Auszeichnung beendete, wo ihm ein ehrendes Zeugnis mit dem zweiten Schulzuweis? durch ein schönes Buch zuteil wurde (welches ich heute noch vom Jahre 1820 aufbewahrt habe). Der Sohn Thomas blieb bei seinem Onkel und lernte dort das Tischlerhandwerk und wurde ein ausgezeichneter Tischler und blieb bei seinem Lehrmeister und Onkel als Geselle und später als Werkführer im Dienst.
Matthias Schatz hatte durch mehrere Jahre in Inzing das Sagschneidergeschäft und ist daher durch sein hohes Alter (er war schon 80 Jahre) nicht mehr in der Lage das Geschäft fortzuführen. Er beschloss daher die Säge zu verkaufen. Die Mutter berichtete daher ihrem Sohn Thomas von dem Vorhaben seines Vaters. Dieser entschloss sich dann für seine Mutter und Geschwister diese kleine Heimat zu kaufen, dass sie doch ein sicheres Heim hatten. Er selbst aber wollte nimmer nach Tirol, weil er in Grafing eine bessere Aussicht auf eine gute Existenz hatte. Aber leider hat sich dieses Vorhabnis zu Ungunsten für seinen Sohn Thomas geändert. Während er in Inzing war den Hauskauf abzuschließen, kam die traurige Nachricht, dass seine zukünftige Braut, welche von einem guten Haus, die einzige Tochter eines Brauereibesitzers war, plötzlich gestorben ist. Sein Schmerz war so groß, dass er beschloss nicht mehr in Grafing zu bleiben und nach Tirol in seine neu angekaufte Heimat zu übersiedeln.
Um eine Vorstellung zu machen, wie der Vater auf seine Kinder, speziell auf seinen Sohn schaute, war der Fall, dass er seinem Sohn das Haus um ein paar hundert teurer anhängte, als er es einem Fremden gegeben hätte.
Es war im Jahre 1839 als er anfing die Säge zu verbessern und das Haus zu vergrößern und auszubauen. Und im Jahre 1841 hat er sich verehelicht. Er kaufte, wenn es Gelegenheit gab, Grundstücke dazu, dass er doch 2 Kühe behalten konnte. Und so vergrößerte er nach und nach seinen Hausstand. Natürlich musste er es auf Kredit tun, da seine Barschaft nicht hinreichte. Er war als arbeits- und sparsamer Mensch bekannt und ihm gerne Darlehen gewährt wurden.
Sein Weib war eine gute arbeitsame Hausfrau, welche aus dem Bauernstand war, und die meiste Bauernarbeit ohne ihren Mann leistete. Auch blieb der Kindersegen nicht aus, es waren schon 6 Kinder vorhanden. 1 Knabe und 5 Mädchen.
Leider ist die Mutter im Jahre 1854 viel zu früh gestorben und hat sich dann nach 3 Jahren zum zweiten Mal verehelicht. Er hatte eine gute Wahl getroffen und die Kinder hatten eine gute Stiefmutter erhalten. Die Mädchen, nachdem sie etwas herangewachsen waren, gingen ein paar in den Dienst.
Anfang der 60iger Jahre kaufte er das Haus Nr. 70 und noch etwas Grund und im Jahre 1848 von der Gemeinde einen öden Grund ober seinem Hause im Ausmaß von einem Joch, welchen er dann urbar machte, dass er dann 3 Kühe halten konnte.
Und so wirtschaftete er bis zum Jahre 1878, wo er dann Haus und die Säge seinem Sohn Josef übergab. Das obere Haus Nr. 70 behielt und bewohnte er mit seinem Weib selbst. Josef Schatz (das ist meine Wenigkeit) hat sich dann in diesem Jahr mit Anna Löffler (Maizer Tochter) vermählt. Und habe daher diese Wirtschaft angefangen, welche durch mein ganzes Leben mit viel Unglück begleitet war. Schon im ersten Jahr meiner Übernahme traf der große Murbruch im 1879 ein, welcher mein ohnedies schon verschuldetes Anwesen vermurte und wertlos machte, wo ich, mein Weib und mein erstes kleines Kind in großer Lebensgefahr zwischen Leben und Tod schwebten.
Ich war daher machtlos was ich anfangen soll, da die Säge, das ganze Haus und Wiesen oben und unten die Häuser, alles vermurt war und noch dazu ein großer Schaden an meinem vorhandenen Holz und Brettern hatte. Ich wollte daher alles verlassen. Da gab mir einer meiner Gläubiger (Georg Egger) dem ich auch Schuldner war, den Rat, mit Einverständnis und Einwilligung aller Gläubiger, auf eine zehnjährige Kündigung zu verzichten, wo mit diesem Vorschlag alle Gläubiger einverstanden waren und ein gerichtlich verfasstes Protokoll unterschrieben.
Nun habe ich wieder Mut gefasst und angefangen, es war freilich schwer, aber ich muss bekennen, dass mir viele gute Menschen zu Hilfe kamen, was freilich große Arbeit und Geld kostete.
Ich blieb auch von anderem Unglück nicht verschont an Vieh und Krankheiten bei mir und meinem Weib und körperliche Verletzungen welche mich zum Krüppel machten. Dann war es mir noch auferlegt, dass ich eine große Kinderschar von 12 Kindern zu erhalten hatte. Leider hatte mein Weib eine längere Krankheit zu überstehen, welche dann den viel zu frühen Tod zur Folge hatte. Sie starb im Jahre 1904, wo ihr 2 Kinder ein Knabe (Thomas) mit 4 Jahren und ein Mädchen mit 14 Jahren (Antonia) im Tode vorausgegangen waren. Das jüngste war 10 Jahre alt und die Älteste war schon verheiratet. Das war für mich ein großer Schlag und musste nun mit den Kindern wirtschaften, welche einer sorgsamen Mutter noch selbst bedürftig waren.
Mit der Zeit hatten sich bereits alle verheiratet und ging die Zeit vorüber bis zum Kriegsausbruch 1914, wo dann alle 3 Söhne einrücken mussten. Und so blieb ich ohne jegliche Hilfe als alter Mann zurück, was für mich eine schwierige Zeit war.
Nach dem Krieg kamen zwei Söhne wohl zurück, der dritte, Peter, war leider in russischer Gefangenschaft gewesen und ist in Sibirien nach zweijähriger Gefangenschaft gestorben. Und so verging die Zeit bis zum Jahre 1920, wo ich mich dann in den Ruhestand versetzte. Das Haus Nr. 70 übergab ich dem jüngeren Sohn Anton, welcher sich 1921 verehelichte. Mein Geburtshaus mit Säge übergab ich meinem Zwillingssohn Paul Schatz.
Nun habe ich es bis zu meinen alten Tagen so weit gebracht, dass ich von meiner großen Schuldenlast die ich übernehmen musste, frei wurde, und meinen Kindern nun ein kleines Erbteil hinterlassen konnte.
Gegenwärtiger Besitzer ist nun Paul Schatz, geb. 1888.
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Haus Nr. 70
Dieses Haus war vor 100 Jahren ein ganz armseliges Hüttl, so nieder, dass die Geißen leicht auf das Hausdach springen konnten. Besitzer war Peter Schindelholzer (vulgo Schmiedeler). Seinen Stiefgeschwistern Maria und Anna (war blind) Watschinger hatte er diese Wohnung zur Verfügung gestellt. Deswegen hat es den Namen Watschingerhäusl bekommen. Nachdem diese zwei gestorben waren, wurde es verkauft. Käufer war Anton Raffl und seine Gattin Margaretha Brenner v. Polling. Dieser baute dieses Häusl besser aus und nach ungefähr 15 Jahren hatte er es wieder verkauft. Als Käufer war Thomas Schatz der es bis zu seinem Tod 1881 hatte.
Er hat während seines Besitzes wieder viel verbessert und von der Gemeinde unter dem Hause einen öden Grund erworben, wofür er zum Orgelbau Bretter abgegeben hatte. Nach seinem Tod erbten es seine Töchter Maria und Elisabeth, welche später, nachdem Elisabeth gestorben war, Maria allein Besitzerin war.
Von Maria Schatz kaufte es wieder Josef Schatz und hatte es im Besitz durch ungefähr 40 Jahre, wo er es gewöhnlich für Sommerfrischler vermietete. Im Jahre 1920 hatte er sich in den Ruhestand begeben und dieses Haus seinem Sohn Anton Schatz übergeben und ist jetzt Besitzer.
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Lebensbeschreibung von Josef Schatz (1842-1929)

aus dem Jahr 1927
Originalwortlaut

Schatz′scher Stammbaum
und
Lebensbeschreibung von Josef Schatz
nebst
einer Beschreibung des Murbruchs
im Jahre 1879
in
Inzing


Mein Wunsch geht dahin, dass ich noch bevor ich von der Welt scheide, eine Lebensbeschreibung von der Schatz´schen Abstammung verfasse, so gut als es mir möglich ist.
Ich habe mich daher gekümmert, um die Grundlage zu dieser Beschreibung herauszufinden, indem ich schon bereits den Geburtsort meines Großvaters gewusst hatte, habe ich mich daher an das Pfarramt Ötz gewendet, um von dort die näheren Daten zu erfahren und ist mir dann von dort folgendes erwidert worden:
Laut Geburtsmatrikel Ötz, ist MATHIAS SCHATZ, geboren in Piburg bei Ötz, am 22. Februar 1761 als ehelicher Sohn des Andrä Schatz und der Katharina Ripflin. Andrä Schatz war zweimal verehelicht. Das zweite Mal mit Ursula Leitnerin Die Urgroßeltern wollen wir bei Seite lassen und den Großvater Mathias Schatz als unseren Stammvater in Betracht nehmen:

Von den Kinder- und Jugendjahren ist mir von meinem Großvater nichts bekannt, um hierüber etwas zu berichten. Nur weiß ich, dass er sich als er erwachsen war in die Arbeit begeben hatte, um sein Brot zu verdienen. Er war von Beruf Müller und Sagschneider und Zimmermann und in allen Stücken ein guter Arbeiter.
Am meisten hielt er sich in Bayern auf, wo er sich dann auch verheiratete. Er heiratete daher eine Bayrin mit Namen Anna Pichler aus Grafing, welche sich auch dort bei ihrem Bruder, der Witwer war, mit ihren fünf Kindern aufhielt, wo sie als Wirtschafterin fungierte, weil ihr Mann keine Heimat hatte.
Nach mehreren Jahren kaufte dann der Vater in Inzing, in Tirol, ein Sägewerk und zog nach Inzing und wirtschaftete daher allein und Mutter und Kinder blieben in Grafing bei ihrem Bruder und Onkel, wo sie es gut und eine gute Verpflegung hatten.
Erst nach einigen Jahren hat er seine Frau und Kinder zu sich genommen. Sie hatten daher von Bayern nach Tirol zum Vater einen schlechten Tausch gemacht, weil die Sorge des Vaters für seine Familie viel zu wünschen übrig gelassen hat. Ich finde es besser, von all dem zu schweigen.
Die 4 Mädchen sind dann in Inzing in die Schule gegangen und an guten Orten untergebracht worden. Der Vater hat dann das Sägewerk seinem Sohn verkauft, da er nicht mehr arbeitsfähig war und ist dann in Inzing im Jahre 1844 im 83. Lebensjahr gestorben. Seine Frau starb in Innsbruck bei ihrer Tochter Brigitta im Jahre 1857.


Nun folgt der Schatz′sche Stammbaum


I. Generation


Sind die Kinder von Stammvater
Mathias Schatz

Thomas Schatz geb. 1807
Anna Schatz geb. 1808
Brigitta Schatz geb. 1810
Josefa Schatz geb. 1812
Kreszenz Schatz geb. 1814

Sind alle in Grafing in Bayern geboren.




II. Generation


Das sind die Enkel vom Stammvater
Mathias Schatz
und die Kinder von Thomas Schatz nämlich:

Josef Schatz Witwer
Maria Schatz, ledig, gest. 1923
Katharina Schatz, Witwe Walcher, gest. 1925
Elisabeth Schatz, ledig gest. 1883
Anna Schatz, verehel. Sailer, gest. 1904
Susanna Schatz, Witwe Walch




Von Anna Schatz verehelichte Rupp ist keine Nachkommenschaft nachzuweisen und ist in Wien gestorben.




Die Enkel von Stammvater
Mathias Schatz
und die Kinder von Brigitta Schatz verehelichte Klein in Innsbruck nämlich:

Maria Klein
Emi Klein
Fani Klein
Heinrich Klein
Rosa Klein

Sind alle ledig gestorben, keine Nachkommen.

Außer Rosa Klein − sie ist noch am Leben und gehört noch zu den lebenden Enkeln im Jahre 1927.




Die Enkel von Stammvater
Mathias Schatz
Und die Kinder von Josefa Schatz verehelicht mit Georg Wanner von Inzing.

Peter Paul Wanner, ledig
Johann Wanner, ledig
Marina Wanner, ledig
Kreszenz Wanner, verehel. Haidegger
Josefa Wanner, Witwe Freiseisen
Ludwig Wanner, verehelicht

Die letzten zwei sind noch lebende Enkel im Jahre 1927.




Die Enkel von Stammvater
Mathias Schatz
Und die Kinder von Kreszenz Schatz verehelicht mit Josef Ziel von Innsbruck.

Theres Ziel, ledig ?ob lebend oder tot
Josefa Ziel
Maria Ziel, verehel. mit J.v. Bruni, war kinderlos

Die zweite Generation ist nun zu Ende und beginnt nun die dritte mit den Urenkeln.



III. Generation


Die Urenkel von Mathias Schatz
und die Kinder von Enkel
Josef Schatz

Maria Schatz, verehel. Draxl, Inzing
Katharina Schatz, ledig
Agnes Schatz, verehel. Witting, Zirl
Anna Schatz, verehel. Wild, Inzing
Magdalena Schatz, verehel. Witsch, Inzing
Nothburga Schatz, verehel. Baumann, Zirl
Paula Schatz, verehel. Huber, Unterperfuß
Paul Schatz, verehel., Inzing
Anton Schatz, verehel., Inzing
Peter Schatz, ledig, gest. in russischer Gefangenschaft
Thomas Schatz, gest. im 4. Lebensjahr
Antonia Schatz, gest. im 14. Lebensjahr




Die Kinder der Anna Schatz
Verehelicht mit Oswald Sailer in Seefeld

Josef Sailer, Villenbesitzer, Seefeld
Oswald Sailer, Haus- und Sägebes., Seefeld
Heinrich Sailer, Tischler u. Hausbes., Seefeld
Anna Sailer, verehel. Zimmermann, Inzing
Hildigart Sailer, verehel. Nistler b. Wien
Katharina Sailer, ? Voralberg
Maria Sailer, ? Vorarlberg
Ludwig Sailer, ledig.

Zu bemerken ist noch, dass alle Geschw. am Leben und verehel. sind.
Ludwig ist noch ledig.
Vater und Mutter sind gestorben.




Die Kinder der Susanna Schatz
Verehelicht mit Vinzenz Walch in Inzing.

Josef Walch, verehel., Inzing
Leo Walch, verehel., Inzing
August Walch, verehel., Inzing
Thomas Walch, Pfarrer in Holzgau
Maria Walch, verehel. Maurer, Zirl
Anna Walch, verehel. Schatz, Oberperfuß
Kreszenz Walch, Witwe Lindenthaler – hat sich wieder verehel., Unterinntal
Karolina Walch, verehel., Kastnhuber, Inzing
Antonia Walch, ledig, Postexpetitorin in Pension

Josef Walch ist beim Elektrischen 1921 tödlich verunglückt, die übrigen sind alle 1927 noch am Leben.




Kinder des Ludwig Wanner.
Sohn der Josefa Schatz verehelicht mit Georg Wanner von Inzing.

Peter Paul Wanner, verehel., Inzing
Heinrich Wanner, Bahnarbeiter, verehel.
Maria Wanner, verehel. ?
Anna Wanner, verehel. Wanner, Amerika
Lina Wanner, ? ob ledig oder verehel. Amerika
Kreszenz Wanner, ledig, Inzing
Ludwig Wanner, ledig, Inzing

Es ist noch zu bemerkten, dass Anna und Lina nach Amerika ausgewandert sind.


Nun würde die Reihe zur vierten Generation kommen, muss aber leider davon Abstand nehmen, da ich wirklich nicht in der Lage bin, diese so weit ausgedehnte Ururenkelzahl herauszufinden und selbe anzuführen. Nach beiläufiger Berechnung dürften es einige Hundert sein.
Zum Anfang meiner Familienbeschreibung vom Schatz´schen Stamm erlaube ich mir noch von meiner Wenigkeit eine kurze Lebensbeschreibung zu machen, von meinen Erlebnissen von der Vergangenheit.
Auch eine Schilderung von der im Jahre 1879 in Inzing eingetretenen Katastrophe vom Murbruch.

Josef Schatz, meine Wenigkeit, wurde in Inzing am 23. Mai 1842 als ehelicher Sohn des Thomas Schatz und als Enkel des Mathias Schatz geboren. Die Mutter war Anna Kratzer, eine Tochter des berühmten Drexler- und Büchsenmachermeisters Johann Kratzer (vulgo Sonneler) und war das erste Kind aus dieser Ehe, wo noch später 5 Töchter als Geschwister folgten.
Der Vater hat diesen Besitz der aus einer Säge und einem kleinen Häuschen bestand, erst vor ein paar Jahren erworben und sich dann verehelicht, wo sich nach einigen Jahre die Familie schon vermehrte, wo der Vater den Lebensunterhalt der Familie mit seinem kargen Verdienst zu tragen hatte und alles kaufen musste, wo dazumal in den fünfziger Jahren eine große Teuerung an den Lebensmitteln eingetreten war, da wusste man vom Hunger etwas zu erzählen.
Dann kam für die Familie ein großes Unglück. Im Jahre 1854 ist die gut besorgte Mutter von 6 Kindern von 5-12 Jahren gestorben.
Der Vater hat sich nach 3 Jahren wieder verehelicht und wir bekamen eine gute Stiefmutter, die die Kinder gut gepflegt hat und so ging die Zeit vorüber, wo wir Kinder, Vater und Mutter das kleine Anwesen mit Säge bearbeiteten und besorgten. Die Mädchen gingen, so bald sie arbeitsfähig waren, in den Dienst und verheirateten sich nach und nach während ich, Vater und Mutter unsere Wirtschaft bearbeiteten. Es ist nun die Zeit gekommen, wo der Vater alt und arbeitsunfähig geworden ist. Habe daher das anwesen von meinem Vater im Jahre 1878 übernommen und mich auch im selben Jahr mit Anna Löffler verehelicht.
Leider hatte ich nächstes Jahr 1879 ein großes Unglück durch die Katastrophe des Murbruchs. Ich will daher eine ausführliche Beschreibung von dieser Katastrophe, die sich nicht bloß auf eine Person, sondern auf die ganze Gemeinde Inzing bezieht, anführen.

Es war am Schutzengel Sonntag, 30. Aug. 1879, wo während des ganzen Tages eine außergewöhnliche Schwüle herrschte.
Gegen abends war schon zu befürchten, dass sich ein Gewitter entfalten könnte, was dann auch wirklich eingetroffen ist.
Ich und meine Frau gingen ca. um 8.00 Uhr zu Bett. Wir lagen ebenerdig in einer Kammer, wo die Fenster gegen den Weg waren.
Wir waren noch kaum eine Stunde im Bett, aber auch noch nicht eingeschlafen, wo es anfing zu blitzen und donnern und der Regen in Strömen einsetzte.
Da aber der vermeintliche Donner unaufhörlich, ja noch viel stärker wurde, ging meine Frau aus dem Bett um zu sehen, was los ist.
Da der Blitz unaufhörlich alles beleuchtete, sah sie zu ihrem Schrecken, dass ein großer Bretterstoß gegenüber unseres Kammerfensters, so groß, ähnlich eines kleinen Häuschens, wo mehrere hundert Bretter aufgestockt waren, weit fortgeführt und den Bretterstoß umgeworfen hat. In demselben Augenblick brachen die zwei Fenster und die Haustür, welche in der gleichen Richtung waren, in unsere Kammer herein, und als ich erst dann aus dem Bette kam, musste ich schon bis an die Knie in den Morast waten.
Da kam aber wieder ein großes Hindernis in den Weg - wo ich wegen Baureparatur die Stiege, die ich zum oberen Stockwerk abgetragen habe. Wir mussten durch eine Tür, die ebenerdig zum Tennen führt, um von dort durch eine Notstiege auf das Heubill zu gelangen. Kaum oben angelangt, war die Mure durch den Tennen eingebrochen und hat die Stiege weggerissen und wenn wir ein paar Minuten später gekommen wären, würde uns auch diese Flucht vereitelt worden sein.
Nun muss ich noch etwas Unglaubliches anführen:
Ich hatte dazumal einen 18-jährigen Buben als Knecht und weil ich ihn in einer Kammer wegen Reparaturen nicht legen konnte, musste ich sein Nachtlager auf dem Heubill aufschlagen und als wir auf das Heubill kamen, fanden wir ihn noch tief schlafend. Er lag knapp am Rande wo es neben ihm eine Wagenremise, einen Schwein- und Schafstall weggerissen hat.
Dass die einen ungeheuren Lärm verursacht hat, lässt sich wohl denken.
Sein Kleid, das er ausgezogen und neben seiner Schlafstelle auf seinen Koffer gelegt hatte, ist samt dem Koffer hinuntergefallen und von der Mure weggeführt worden und musste ihn sodann von mir mit einer Notkleidung versorgen.
Als wir ihn dann weckten und er die Gefahr sah, in der wir uns befanden, kommt mir vor, ich sehe ihn heute noch, wie er vor dem Heustock kniete und betete. Ich glaube, dass er in seinem Leben nie mehr so gebetet hat, wie dazumal, wo er sich in der so großen Lebensgefahr fühlte. Er ist ein fester, starker Mann geworden und hat dann bei den Sozi eine große Rolle gespielt und ist dann im schönsten Alter gestorben.
Als wir nun so auf dem Heuboden waren, kam für mich eine traurige Überraschung. Meine Frau überfiel eine plötzliche Ohnmacht und fiel mit dem Kind, das sie auf dem Arm hatte, zu Boden und dauerte eine Weile, bis sie sich wieder erholt hatte.
Einen sonderbaren Eindruck machte uns das halbjährige Kinde, das wohl keine Ahnung von einer großen Gefahr hatte, da es sich so fröhlich durch hüpfen und lachen zeigte, das aber auf unser Gemüt nun desto schwerer einwirkte. Die Gefahr drohte noch immer größer zu werden. Es rollten Baumstämme durch die Säge, die am Heuboden angeschlossen war.
Meine Frau, die sich dort nicht mehr recht sicher wusste, wollte noch höher hinauf auf das "Östrich", wo ich sie damit beruhigte, dass die Hauptmauer standhaltet - wir auch hier sicher sind, widrigenfalls es für uns noch viel verhängnisvoller werden könnte.
Unser Haus hat wirklich oberhalb der Säge einen kolossalen Pfeiler, der nach dem Murbruch 1807 aufgeführt wurde – 1 ½ Metern im Durchmesser.
Ich habe mir oft den Kopf zerbrochen über diesen unsinnigen Bau. Hat sich aber bei dieser Katastrophe bewiesen, dass nun dieser Pfeiler der Schutz und die Abwehr des Hauses war, der die Unterspülung verhindert hat, weil sich dort die oben liegenden Baumstämme angelegt haben und die Mur links und rechts abgeleitet hat. Sonst würde das Haus sicher unterspült und eingestürzt sein.
Wir mussten drei Stunden zwischen Leben und Tod in dieser kritischen Lage ausharren, da von keiner Seite eine Hilfe zukommen konnte, da auf beiden Seiten wegen dem reißenden Wasser der Zugang unmöglich gemacht wurde.
Ich machte einen Versuch eine Bretterbrücke auszulegen, da ich in der Säge und am „Östrich“ genügend Bretter und Holz zur Verfügung hatte. Aber es wollte mir nicht gelingen, da mir das reißende Wasser die angelegten Bretter immer wieder wegschwemmte.
Endlich gelang es mir, dass ein schweres Brett auf einen Stein liegen geblieben war, so ich denn einen Anhaltspunkt hatte und den Übergang sichern konnte.
Mein erster Gang und Sorge war, wie es etwa meinen Eltern ergangen war, welche vielleicht 30 Meter ober unserem Haus in einem sehr schlechten Hausgebäude ihre Wohnung hatten. Auf einer Seite konnte man noch auf trockenem zum Fenster im ersten Stock, wo sie schliefen, hinkommen.
Auf meinen Ruf „Vater“ konnte ich keine Antwort bekommen, jedoch hörte er mich in der Nähe des Waldes wo er und die Mutter in Sicherheit gebracht wurden. Meine Eltern wurden von einem guten und beherzten Nachbar durch das Fenster heraus in Sicherheit gebracht. Auf einem anderen Wege wäre es nicht mehr möglich gewesen.
Dies war aber eine herzzerreißende Begegnung gewesen, wo keines von dem anderen noch am Leben verhoffte, denn das Haus meiner Eltern war eine schlechte Bauart, sodass man sicher denken konnte, dass dieses Haus dem furchtbaren Element nicht Stand halten konnte, da ich die Verheerung in meinem Hause gesehen habe, das doch viel besser gebaut war.

Um eine Vorstellung von dieser Gefährlichkeit zu machen, dieser folgende Fall:
In diesem Haus, wo meine Eltern waren führte die Mure einen Baumstamm von ungefähr 14 Metern in der Länge und stieß oberhalb des Hauses, wo eine Holzremise stand, durch und durch eine Tür, welche in eine Kammer führte, mit dem Wipfel voraus und durch die Kammer, wo dann durch das Fenster der Wipfel heraus schaute und dann stecken blieb, weil der Wurzelstock noch dran war und musste dann im Hause aufgearbeitet werden.
Die Mure kam auf einen Schwall 2 Meter hoch, sodass man bei unserem Hause bei der Haustür oben nur noch hart „hineinschlüfen“ konnte, obwohl früher 2 Stufen hinauf waren. Es sind heute noch die Spuren an der Hausmauer, wie hoch die Mure gekommen ist. Dass die innerlichen Räumlichkeiten auch so tief angefüllt wurden lässt sich wohl denken, weil es die Tür und Fenster hineingedrückt hat.
Wir mussten daher bei unserem Nachbar, den die Mure nicht berührt hat, ein Monat Quartier nehmen, bis unser Haus wieder ausgeräumt und wohnbar gemacht wurde. Unser Haus war fürchterlich verwüstet und der Rinnsal unter oder im Hause, sowie das Räderwerk von der Säge war vollständig mit Material und Geröll angefüllt. Der Weg der bei unserem Hause vorbeiführt, liegt jetzt um 2 Meter höher und wir mussten um beim Hause eine Einfahrt zu bekommen 2 ½ Meter breit ausgraben und eine Mauer aufführen, um eine Einfahrt ebenerdig zur Sägspänremis zu bekommen.
Zu bemerken ist noch, dass zur Haustüre drei „Staffen“ hinauf, jetzt aber sind“Staffen“ hinunter. Es sind daher vor dem Hause 2 Meter Geröll liegen geblieben, wo jetzt der Weg um dies höher geworden ist.
Oberhalb der Säge hat mein fl. Vater einen öden Grund zu einem Feldstück kultiviert und da es ihm gut gelungen war, hat er auf freier Weite einen Keller angebracht und darüber hin, ohne einen Keller zu beobachten, wieder einen Acker gemacht.
Dieser Keller wurde zu einem Backofen und Waschküche verwendet, wo sich auch die dazugehörigen Gebrauchsgegenstände befanden.
Der wertvollste Gegenstand war ein großer „Kupferkessel“, wo schon öfter angeregt wurde, eine Ausgrabung zu machen. Man hatte vor dem Murbruch nicht geahnt, dass dort ein Keller verborgen ist, wenn ihn nicht die Stiege verraten hätte, jetzt ist aber keine Spur mehr zu sehen.
Es ist aber gar nicht ausgeschlossen, dass dieser Keller nicht ganz angefüllt ist, weil die Stiege von unten hinauf angelegt ist und die Mure von oben über gekommen ist und möglich die Tür gleich mit größeren Steinen verlegt hat, ist es nicht ausgeschlossen, dass der Keller nicht vollkommen angefüllt ist. Bei einer allfälligen Ausgrabung würde man es schon in Erfahrung bringen.
Mein Schaden, den mir die Mure zufügte, wurde von der Schätzungskommission als der zweitgrößte befunden.
Der erstgrößte Beschädigte war ein gewisser Hochw. Herr Robert Veit, ein pensionierter Dekan aus „Deitschland“, welcher das Schlößl erst kurz zuvor, - vormals Jenewein - gekauft hat.
Wo der ganze große „Kornplatz“ Wiese, Baum und Frühgarten, sowie Baulichkeiten im Schlößl vermurt wurden. Er war ein reicher Mann und hat ihm daher finanziell recht viel geschadet. Er hat daher in kurzer Zeit sein Gut verkauft und ist seit dieser Zeit schon dreimal in anderen Besitz gekommen und ist heute 1927 Dr. Grüner, Landeshauptmann-Stellvertreter, gegenwärtiger Besitzer.
Mein Schaden war ein kolossaler. Das ganze Feld beim Haus ca. 2 ½ Jauch, das ganze Haus mit Säge und Wirtschaftsgeräte, sehr viele vorrätige Bretter, sowie noch ungeschnittene Hölzer und Obstbäume, alles vernichtet, und teils wertlos gemacht.
In meiner kritischen Lage wusste ich kaum was ich anfangen sollte. Da mein ganzer Besitz, den ich bei meiner Übernahme so schon zu teuer übernehmen musste, ganz entwertet wurde, mir niemand etwas verübeln könnte, wenn ich alles im Stich gelassen hätte.
Da hat mich dann ein meiniger Gläubiger aufgetröstet und mir versprochen bei meinen übrigen Gläubigern ein gutes Wort einzulegen, was er auch getan hat. Dann haben mir meine Gläubiger versprochen, auf eine zehnjährige Kündigung zu verzichten und einen Jahreszins nachzulassen. Dann habe ich wieder Mut gefasst und mit Gottes Hilfe und guter Menschen die mir hilfreich beigestanden sind, wieder angefangen und habe es in einigen Jahren wieder halbwegs ins Geleise gebracht, wo aber leider auch noch nie alle Schäden behoben sind. Die Ertragsfähigkeit der Wiesen ist nicht mehr so wie vor der Mure, da die Mure den fruchtbaren Humus allen weggeführt hat, mussten wir nur notdürftig von weiter her zuführen der spärlich darauf gebracht wurde.

Nun will ich fortfahren die Schäden, welche die Murkatastrophe in der Gemeinde und in der Kirche angerichtet hat zu beschreiben:
Vor allem wurde unser Gotteshaus durch diese Katastrophe arg zugerichtet. Die Türen wurden oben und vorne von dem schweren Anprall der herunterrollenden Gesteine hineingedrückt. Die zweite Hälfte der Türe war mit einer Eisenstange angesprissen und so wurde denn durch den schweren Anprall die Tür hineingedrückt und zwar so, dass die Eisenstange fest hielt und ein Loch durch die Tür machte und dieselbe hinein drückte. Das eingedrungene Material und Steine erreichten eine Höhe bis oben gleich den Betstühlen und oben bis zu den Stufen des Hochaltars, wo dann die Räumung des Materials in der Kirche mit fließenden Wasser, das noch immer genügend herunter war, bei der unteren Türe hinausgewascht wurde. Natürlich mussten die größeren Steine mit Schubkarren hinausgeschafft werden, was von gutwilligen Menschen, die sich von den Nachbargemeinden zahlreich eingefunden haben, was aber längere Zeit in Anspruch nahm, bis die Kirche gänzlich ausgeräumt war, bis wieder die kirchlichen Funktionen abgehalten werden konnten.
Ein besonderer Zufall hat sich da zugetragen, dass sich diese Katastrophe am gleichen Tage am Schutzengel-Sonntag zugetragen hat, wie vor 72 Jahren - 1807 - nur mit dem Unterschied, dass dieselbe noch viel großartiger war und dazumal 10 Häuser gänzlich vermurt wurden, jedoch kein Menschenleben zu beklagen war.
Ein merkwürdiger Zufall hat sich bei dieser Katastrophe zugetragen: Dass es einen Stein in die Kirche gebracht hat, den man nicht mehr ganzer hinausbrachte und selben in der Kirche schießen musste, um ihn herauszubringen.
Die Anfüllung von Material in der Kirche dürfte im Jahre 1807 etwas mehr gewesen sein, als im Jahre 1879. Es ist noch in der Kirche rechts bei der Seitentür die Höhe von der Mure angezeigt.
Auch in anderen Häusern hat die Mure 1879, besonderes in der Richtung unter der Kirche und im Mitterdorf, große Verheerungen, besonders in den Stallungen, wo man das Vieh nicht mehr retten konnte, ist in mancher Stallung das ganze Vieh zum Opfer gefallen.

Auch ein Menschenleben ist zu beklagen.
Eine Frauensperson im schönsten Lebensalter, Haus Nr.37 „Kreselda Sailer“ bei der Hauptstraße gegen Hatting, wo sie sich im Stalle befand und nicht mehr heraus kam, hat dort den Tod gefunden.
In dem neben angebauten Haus Nr. 38 wurde eine Wöchnerin mit ihrem neugeborenen Kinde, welche ebenerdig in einer Kammer lag, von den Wasserfluten samt der Bettstatt in die Höhe bis zum Plafon gehoben. Um sie zu retten, musste man den Überboden aufkratzen um sie herauszubringen.
Es würde wohl zu weit führen, wollte ich alle vorgekommenen Ereignisse beschreiben, welche sich in mehreren Familien abgespielt haben. Es ist fast unglaublich welch große Steine die Mure zu Tal gebracht hat.
Auf meinem Grund lagen drei Steine, welche geschossen werden mussten, wo jeder 8-10 Pferdefuhren abgegeben hat.
Etwas Merkwürdiges muss ich noch anführen: Oberhalb meines Hauses hatte es einen großen kulossen Stein liegen gelassen, der obenauf so eben war wie ein Tisch und einen Umfang von über drei Metern hatte.
Da ich dort Italiener zu meiner Feldkultivierung hatte, benützen sie diesen Stein zu einem Festlichkeitsschießen, da gerade gleich das Kirchweihfest eintraf.
Sie bohrten daher eigens ein 30 – 40 Loch 10 cm tief. Sie hatten es schon verstanden so zu laden, dass der Stein eingerissen wurde und machten daher den Kirchtag durch ihr Schießen sehr festtäglich, was ihnen auch einige Kilo Pulver kostete.
Zu bemerken ist noch, dass auf meinem Grund die Italiener kultiviert haben – ca. 90-100 Kubikmeter Steine – teils große Geschosse und auch kleine gelagert waren, was die Gemeinde Zirl in ein paar Jahren im Winter abgeführt und zur Innregulierung verwendete. Es wäre noch vieles von der Mure zu berichten, welches sich bei dieser Katastrophe zugetragen hat, will aber nur noch etwas anführen was zur weiteren Versicherung einer allfälligen Katastrophe vorgesorgt wurde. Es war dazumal der damalige Wirt Josef Klotz als Landtagsabgeordneter aufgestellt, der sich in dieser Angelegenheit für die Gemeinde viel Mühe gab und auch großen Einfluss hatte, um von der Landes- und Sparkasse Subventionen zu erlangen.
Es wurden daher von dem Landesausschuss zu Sanierungsbauten und Bachregulierung große Summen bewilligt, wo die Gemeinde wenige % zu zahlen hatte.
Als erste und größte Sanierung wurde ober den letzten Häusern ein kolossaler Schutzdamm aufgeführt zum Schutze des Dorfes bei einer wiederholenden Katastrophe.
Ferners wurde eine Bachregulierung vom Inn, beziehungsweise vom Bahnbereich ober der Bahnstation projektiert, wo der Rinnsal des Baches in gerader Linie bis zum Mühltal mit ausgepflasterten Granitsteinen und einer Arche von Steinen aufgeführt wurde.
Vom Mühltal weg wurde durch das Tal (Klamm) der Rinnsal ausgebettet und weiter gegen die Alpen wo Murbäche zu befürchten sind kolossale Verrechungen ganz über den Bach mit kolossalen abgerichteten Steinen aufgeführt, wo ungefähr 20 solche Stellen bis bereits zur Hundstaler Almhütte aufgeführt wurden. Die oberen letzten zwei wurden mit Holzsparren hergestellt.
Diese Versorgungsbauten wurden meist von fachkundigen Italienern ausgeführt, welche einer Zeit von zwei Jahren bedurften.
Diese Versicherungsbauten haben sich bis heute gut bewährt und man glaubt, dass dies ein unverwüstliches Werk ist und für Mureinbrüche und für Geröllablagerungen einen großen Wert hat. Wo diese Arbeit noch in 50 oder noch mehr Jahren angestaunt wird, wo wohl auch damit unnötige Luxusarbeit verbunden ist, wo uns die Italiener, die jetzt unsere Feinde sind, ein unverwüstliches Andenken hinterlassen haben.
Auch wurden zur Murversicherung wegen neuer Anbrüche von den k.k. Forsten gefährliche Orte mit Anpflanzungen mit Gesträuchen versehen, was sich bis jetzt gut bewährt hat, wo solche gefährliche Murstellen sich gut überwachsen haben.
Auch wurden bereits oben auf der Ebene, unter dem sogenannten Filz, Sickergräben ausgehoben, welche den Zweck haben sollten, die Wassermengen, welche sich oben ansammeln, aufhalten soll.
Ob diese Arbeit ihren Zweck erfüllt, ist fraglich, das lasse ich andere beurteilen, wenigstens hat die Gemeinde keinen Schaden, weil die Kosten das k.k. ? getragen hat.
Es ist noch zu bemerken, dass wir bei dieser Gelegenheit auch eine gute Verbesserung auf dem Almweg erfahren haben. Früher war der Almweg über Winter und auch im Sommer, wenn schlechtes Wetter eingetroffen war, unfahrbar gemacht worden, so dass man im Frühjahr, bevor man mit dem Almvieh auf die Alpe fuhr, viele Tage Schichten aufwenden musste, um das Vieh auf die Alpe zu bringen und auch während des Sommers und Winters war auch eine Ausbesserung nötig, wo der viele ? verwachsen war.
Es ist uns somit mit der Bachregulierung die Wegverbesserung zur Alpe auch zu Gute gekommen da auch die Wegverbesserung stillschweigend inbegriffen war, was vom Landesauschuss nur für „Wildbach-Verbauung“ bewilligt wurde musste der Gemeinde die Rechnung vom Weg als Bachregulierungskosten gestellt werden.

Nun will ich mit dem Murbruch und den Regulierungsarbeiten Schluss machen und zurückfahren, was auf meine Lebensbeschreibung Bezug hat:
Leider wurde ich in meiner Familie nicht bloß von dem Murbruch, sondern auch von anderem Unglück nicht verschont.
Ich hatte in meinen jungen Jahren mit der Gesundheit viel zu leiden, besonders mit der Gliedersucht (Gelenksrheumatismus)
Als ich das erste Mal erkrankte war ich 14 Jahre als, wo ich nach Wochen wieder bereits gesund war.
Als ich zwanzig Jahre war, wiederholte sich wieder die gleiche Krankheit und musste ich wieder einige Wochen das Bett hüten und musste als es etwas besser war, das Schwefelbad in Längenfeld nützen und hernach zur Erholung eine Sommerfrische ausnützen, was nicht bloß Zeit, sondern auch Geld in Anspruch nahm.
Nach ein paar Jahren wiederholte sich wieder die gleiche Krankheit und ich musste wieder die gleichen Mittel zur Anwendung bringen.
Als ich das vierte Mal die gleiche Krankheit hatte war ich 25 Jahre als und musste wieder 4 Wochen das Bett hüten und habe dann das Bad am Brenner benutzt und zur Erholung ließ mich mein lb. Vater auf die Inzinger Alpe gehen, wo ich dort auch den Hirtendienst versah, wo ich dann auch noch den nächsten Sommer dort zubrachte. Seit dieser Zeit hat mich diese Krankheit verlassen.
Diese zwei Jahre im Sommer auf der Alpe waren die schönsten in meinem Leben, die ich auf dieser Welt erlebt habe.
Die Arbeit war mir nur ein Vergnügen und wenn wir morgens bei aufgehender Sonne mit der Kuhherde auf die Weide fuhren jauchzten wir hinunter in das Tal, dass das Echo auf der Seite Widerhall gab. Das war ein Gruß der nur uns Alplern zuteil werden konnte. Auch die Verpflegung hat nichts zu wünschen übrig gelassen.
Es war dazumal in den 60er und 70er Jahren mit der Verpflegung in der Gemeindealpe mehr als gut, was heutzutage nicht mehr der Fall ist, weil gewöhnlich jetzt die Alpe verpachtet ist und der Pächter in der Regel sparsam ist.
Es waren auch bei uns alles junge, lustige Kameraden, die sich mitsammen gut verstanden hatten. Auch hatten wir eine Musik, wo unserer zwei unsere Töne vom hohen Berge in das Tal erklingen ließen und die Landbewohner lauschen machten.
Wer es nur gehört hat, kann sich keine Ahnung machen, wie schön die Musiktöne klingen, wenn man auf einem Berggipfel oder in einem Tal in entgegen gesetzter Richtung den Widerhall und das Echo so schön hört. Ist wirklich ein Genuss eine solche Musik zu hören. Ich wiederhole es noch einmal – diese Tage auf der Alpe waren die schönsten in meinem Leben, die mich heute noch als alter Mann in Erinnerung rufen!
Meine damaligen Almkameraden sind alle längst schon in ein besseres Jenseits abgesegelt. Ich war in meinem Leben ein Freund zur Musik und Gesang, besonders in den jungen Jahren, wo ich viel Zeit zu dessen Schreibereien opferte, wo ich mir selbst oft den Vorwurf machte, dass ich diese Zeit zu etwas Nützlicherem hätte verwenden können, wo finanzieller Nutzen vorangegangen wäre, aber Musik und Gesang haben vorgezogen und habe dabei viele fröhliche Tage erlebt.
Ich und meine Musik und Sänger hatten schon in den 70er Jahren unsere fünf jungen Burschen eine kleine Musik und im Jahre 1875 hatten wir ein Männerquartett gegründet, wo wir am 31. Mai 1925 das 50-jährige Gründungsfest gefeiert haben.
Dieses halbhundertjährige Jubelfest gestaltete sich zu einem Fest, wo die Musikkapelle die Veranstaltung dazu getroffen hat. Wo der Sängerchor, die hochw. Geistlichkeit, die Gemeindevertretung und noch viele andere daran teilnahmen. Auch das Männerquartett „Vergissmeinnicht“ von Innsbruck hatte uns mit ihrem Besuch beehrt und nachbarlich an diesem Feste teilgenommen und uns mit ihrem schönen Gesange und Vorträgen erfreut. Auch wurde uns die Ehre zuteil, dass uns der hochw. Bischof Siegmund Weitz zu unserem halbhundertjährigen Jubelfest ein Gratulations- und Dankesschreiben für unser langjähriges Wirken als Chorsänger zugesendet hat. Am Schluss seines Schreibens schreibt er: Ich verbinde mit dieser Ehren-Anerkennung den bischöflichen Gruß und Segen! Siegmund Weitz Bischof.

Ferners wurde ich auch für mein langjähriges Wirken als Musiker und Chorsänger, schon früher von der Musikkapelle und dem Kirchenchor anerkannt, da mir am 22. Dez. 1903 für 45-jähriges Wirken ein Ehrenkranz mit Ehrendiplom gewidmet wurde.
Später am 15. Feb. 1913 wurde mir eine Anerkennung als Musiker und Chorsänger für 55-jährige Dienstleistung von der k.k. Stadthalterei zuteil, wo mir ein k.k. Stadthaltereikommissär eine Ehrenmedaille überreichte.
Weil gerade von Dekorierungen die Rede ist, muss noch angeführt werden, dass mir am 30. Sept. 1914 vom k.k. Ministerium für Landesverteidigung für 40-jährige Mitgliedschaft die Ehrenmedaille überreicht wurde.
Auch die …gesellschaft hat mir am 12. Dez. 1920 die Freude gemacht, dass sie mich zum Ehrenmitglied ernannten und mir ein sehr schön ausgesuchtes Diplom überreicht haben. Die Ehrungen die ich von der Musik und dem Kirchenchor erhalten habe, habe ich wohl vollauf verdient, da ich 58 Jahre tätig war und alles nur um Gottes Lohn geleistet habe. Von dem vorbenannten Männerquartett wo wir das halbhunderjährige Jubiläum im Jahre 1925 gefeiert haben ist noch nachzutragen, dass von diesen Fünf einer im Jahre 1905 gestorben ist. Die übrigen „Vier“ also das vollständige Quartett ist heute noch im Jahre 1927 am Leben und wenn sich die Gelegenheit bietet, dass wir zusammen treffen, was nur selten vorkommt, wären wir noch in der Lage ein Gsangl aufzuführen.
Mit der Musik mussten wir schon längst Schluss machen. Ich würde wohl nicht fertig werden, wenn ich alle Ereignisse und Erlebnisse die ich in dieser langen Zeit mit der Musik und Gesang mitgemacht habe, alles niederschriebe.

Ich will nun eine große Lücke machen und von den jüngeren Jahren einen großen Schritt bis in meine älteren Jahre machen, wo ich schon ein zahlreicher Familienvater und ein geborener Unglücksmensch bin.
Es war im Jahre 1898 wo ich mit einem Armbruch verunglückte, welcher mir dann zum größeren Unglück falsch angeheilt wurde, welcher dann später wieder abgebrochen wurde um den Arm wieder in der rechten Lage anzuheilen, wo ich selbst Wochen in der Chir. Klinik verbleiben musste. Wo ich nur eine kleine Verbesserung erzielte.
Nach 2 Jahren hatte ich wieder ein großes Unglück, da ich mit der rechten Hand in die Kreissäge geraten bin, die mir drei Finger weg geschnitten und den Zeigefinger schwer verletzte. Wo ich wieder sechs Wochen zur Behandlung in der Klinik verbleiben musste und dann als vollständiger Krüppel nach Hause gehen konnte. Wo ich dann noch als Krüppel zwanzig Jahre mein schweres Sagschneidergeschäft fortgeführt habe.
Inzwischen dieser Jahre kam für mich und meine Familie wieder ein großes Unglück. Durch jahrelange Krankheit ist meine gute Frau und Mutter im Jahre 1904 gestorben.
Das war für mich ein großer Schlag, da noch einige Kinder klein waren und einer Mutter noch sehr bedurften und so musste ich mit meinen größeren Kindern das Hauswesen fortführen, wo sich dann die älteren Töchter nach und nach verheirateten.
Auch alle drei meiner Söhne mussten zum Militär einrücken. Es hat sich auch zugetragen, dass alle drei zu gleicher, aber kurzer Zeit in Militärdienst standen.
Nach beendigter Dienstzeit kamen sie wohl in Urlaub, aber es dauerte nicht lange, da kam der Weltkrieg und mussten alle drei bei der Mobilmachung wieder einrücken und so war ich während des Krieges als alter krüppelhafter Mann allein zu Hause, wo ich mir dann zur Hilfe einen gefangenen Russen einstellen musste. Die Kriegsjahre hatten mich daher sehr hergenommen, da ich als alter Mann mehr Arbeit hatte, wie früher und meine Kräfte schon sehr nachgelassen hatten, so sehr ich schon bald in den Ruhestand treten hätte können. Nach dem Zusammenbruch war es zwei Söhnen wohl vergönnt nach Hause zu kommen, aber der dritte konnte seine Heimat nicht mehr sehen.
Er wurde schon im Sept. 1914 in Galizien gefangen genommen und war nach Russland, Sibirien und Adschins? gekommen und dort nach zweijähriger Gefangenschaft gestorben. So vergingen die Zeiten bis ich als krüppelhafter Mann alt und arbeitsunfähig geworden bin Und es blieb mir nichts mehr anderes übrig, als meinen Besitz meinen zwei Söhnen zu übergeben, welcher aus zwei Häusern bestand, welche bei meiner Übernahme mit einer großen Schuld belastet waren, war es mir doch gelungen, bis zu meiner Übergabe schuldenfrei zu machen, wo ich meine ganze Schuld abgezahlt hatte.
Das erste von meinen Gebäuden mit Säge und dazugehörigem Grund, Vieh und Fährnis wie ich es besessen, Haus Nr. 72, übergab ich meinem älteren Sohn Paul, welcher schon vor dem Krieg verheiratet war und heute schon eine Nachkommenschaft von sechs Kindern hat. Das zweite, Haus Nr. 70, übergab ich meinem jüngeren Sohn Anton, welcher auch schon verheiratet und auch schon 3 Kinder hat.
Meine übrigen Kinder sind sieben Töchter, wo sechs verheiratet sind und kann doch hoffen, dass alle gut versorgt sind und als arbeitsame und gute Hausfrauen auch eine Ordnung in ihrem Haushalt haben. Können auch schon auf eine gute Existenz hoffen, ist aber leider nicht ausgeschlossen, dass oft ganz unerwünschte Unglücksfälle in einer Familie hereinbrechen, was man nur der Fügung Gottes überlassen muss. Dürfte man nicht sogleich Mutlos werden und soll Mann und Weib dieses Kreuz gemeinsam miteinander leisten zu ertragen – sicher und nur in diesem Fall wird sich wieder alles gut richten.
Nun will ich aber mit meiner Lebensbeschreibung bald zu Ende kommen.
Wenn ich nun so an meine Jugendzeit denke, kommt es mir unglaublich vor, dass ich schon 85 Jahre erlebt habe und meine Lebenszeit kommt mir vor wie ein Traum, wo ich jedoch mehr Schlechtes als Gutes erlebt habe. Und man kann mit Recht sagen: „Die Welt ist ein Trümmertal“.
Es ist daher eine gute Einrichtung auf der Welt, dass der Mensch von seiner Zukunft und von seinen Erlebnissen, besonders aber von seinen Unglücken die ihm auferlegt sind, keine Ahnung hat, sonst würde oft ein solcher Mensch irrsinnig werden und könnte ihn leicht zum Selbstmord führen.
Es ist aber nicht immer der Fall, dass es Fügung Gottes ist, wenn es ihm schlecht geht, oder ins Unglück kommt. Mehrmals darf sich ein solcher Mensch die Schuld selbst zuschreiben oder gar um sein Geld und gut kommt, wenn er ein liederliches Leben führt. Das ist nicht der Wille Gottes, sondern der eigene und ein solcher Mensch ist auch nicht zu bedauern, weil er an seinem Unglück selbst Schuld ist. Das Wohlergehen hängt doch gewöhnlich von dem ab, wie man es verdient und es wird ein solcher Menschen der arbeitsam und redlich ist und einen guten Lebenswandel führt in der Regel glücklich sein.
Daher – glücklich der Mensch, der einen guten Lebenswandel führt und guten Humor und Zufriedenheit hat, auch Religion gehört dazu, dann wird es ihm nicht weit fehlen.

Auf dieser Welt ist nicht jedem das gleiche Los beschrieben – dazu dient ein Beispiel. Dem einen, der einen ausgesprochen schlechten, unsittlichen Lebenswandel führt, dem kann fortan die Glücksonne scheinen, trotzdem dass sein Sinnen und Trachten nur darin besteht, seinen Mitmenschen mit Ungerechtigkeiten zu hintergehen und zu schaden, wo er kann, der hat immer Glück, aber nur scheinbar.
Ein anderer hingegen, der sparsam und arbeitsam ist und gegen seinen Mitmenschen friedlich und dienstfertig sich verhält und er kommt von einem Unglück in das andere, sodass er in seinem Leben ein Unglücksmensch bleibt.
In der anderen Welt aber bei der Abrechnung wird der Unglücksmensch besser dran sein als der Glücksmensch.
Zum Schluss muss ich noch erwähnen, dass ich es für wohltuend empfinde, dass meine verheirateten Töchter, speziell meine Schwiegersöhne, mir eine freundliche Aufnahme und sorgfältige Pflege angedeihen lassen, da ich es vorziehe in meinen alten, letzten Tagen eine Lebensabwechslung zu machen.
Hoffe daher, dass es Ihnen der Herrgott nicht unbelohnt lässt und dass der Zusatz zum 4. Gebot Gottes nicht umsonst beigegeben ist, welches heißt:
Du sollst Vater und Mutter in Ehren halten u. s. w.



Zirl im Sept. 1927

Josef Schatz




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